
Das Lutschen!
Welche Auswirkungen kann das Lutschen auf das kindliche Gebiss haben?
Durch den ganz normalen Ernährungstrieb wird das Lutschen ausgelöst. Der Säugling befriedigt seine ganz natürliche Sauglust auch ohne Nahrungsaufnahme durch Lutschen an Daumen und Saugern.
Selbst wenn die Ernährung des Kindes längst auf feste Nahrung umgestellt ist, hält das Saug- und Lutschbedürfnis oft bis zur Schulzeit an.
Fremdkörper im Mund!
Ob Daumen oder Sauger - Beides sind Fremdkörper im Mund, die bei dauerndem Gebrauch die Zahnreihen und die Kieferform - besonders die des Oberkiefers - deformieren.
Welche Auswirkung hat das Lutschen?
Nicht jede Lutschgewohnheit führt zu einer Zahnfehlstellung. Der Daumen oder der Nuckel kann aber wie ein Stemmkörper wirken, der sich gegen die oberen Frontzähne preßt und gegebenenfalls durch Aufbeißen den unteren Zahnbogen zusätzlich deformiert. Bei gleichzeitigem Saugen wird der Oberkiefer transversal verschmälert, wodurch ein Kreuzbiß der Seitenzähne entstehen kann.
Oder der zu schmal gelutschte Oberkiefer führt zu einer Frontzahnstufe mit gleichzeitiger Behinderung des Unterkiefer-Wachstums: eine Rücklage des Unterkiefers entsteht.
Flaschen- oder Beruhigungssauger liegen oftmals stundenlang Tag und Nacht zwischen den Zahnreihen.
Das Luftpolster drückt die Gummiflächen gegen beide Zahnreihen, intrudiert besonders die oberen Frontzähne und biegt gleichzeitig die Kiefer zu einem "offenen Biss" auf.
Ursachen des Lutschens!
Untersuchungen haben ergeben, dass es verschiedene Ausdrucksformen des Lutschens gibt, die eine differenzierte Betrachtung und Behandlung erfordern.
So ist erst einmal bei Säuglingen und Kleinkindern das Lutschen ein physiologisches und natürliches Bedürfnis. In diesem Alter kann es nicht als schlechte Gewohnheit oder Unart eingestuft werden.
Länger anhaltendes Lutschen kann jedoch auch als nonverbaler Hilferuf des Kindes angesehen werden, der nicht wahrgenommen wird. Der Beginn einer Neurose kann hier seine Ursache finden. Auf jeden Fall kann eine Zusammenarbeit mit einem Kinderpsychotherapeuten sehr nützlich und sinnvoll sein.
Neben hyperaktiven Verhaltensweisen sind auch Formen wie Einlagerung der Zunge zwischen den Zahnreihen, der oft im Zusammenhang mit der Mundatmung steht, zu beobachten. "Autoaggressionen" treten besonders bei Kindern auf, denen man mit Gewalt das Lutschen abgewöhnen will.
Die Mundhöhle - "Ausdrucksfeld psychosozialer Störungen"
Die Mundhöhle kann ein "Ausdrucksfeld psychosozialer Störungen" sein. So kann es einerseits zu exzessivem Lutschen oder zu einer symbiotischen
Anklammerung an die Eltern kommen, wenn Kinder die Ehekonflikte der Eltern miterleben. Werden Kinder gar gezwungen,
sich für einen Elternteil zu entscheiden, sind sie hilflos überfordert.
Der weitaus größte Anteil an schädlichem Verhalten oder Dysfunktionen bei Kindern ist durch Gewohnheit geprägt. So sollten sie mit einfachen Mitteln - vor allem ohne Zwang und mit viel Liebe und Zuneigung - abgestellt werden.
Gibt es Selbstausheilung?
Der frontal offene Biss im Milchgebiss ist die einzige Fehlstellung, die von selbst ausheilt, wenn die Lutschgewohnheit frühzeitig also vor dem 3. Lebensjahr - eingestellt wird.
Doch darauf ist leider kein Verlass, denn die Zunge legt sich meist beim Sprechen (Lispeln) und beim Schlucken (Zungenpressen) zwischen die Zahnreihen und verhindert so die Selbstausheilung. Unter diesen Umständen wird die Zahnfehlstellung häufig sogar auf das bleibende Gebiss übertragen.
Ist zusätzlich durch die Lutschgewohnheit eine Frontzahnstufe entstanden, so legt sich meist die Unterlippe zwischen die Zahnreihen (Lippenbeißen). Dies verstärkt die primäre Fehlstellung und verhindert den Selbstausgleich.
Falsche Mittel zum Abgewöhnen des Lutschens
Es gibt in der Literatur eine ganze Reihe von drastischen Methoden, die von Kinderärzten und Psychologen mit Recht abgelehnt werden:
Umwickeln der Lutschfinger.
Überziehen von Fausthandschuhen.
Zunähen der Nachthemdärmel oder
Festbinden der Hände.
Solche Maßnahmen sind psychologisch falsch, mit Zwang verbunden und können außerdem Symptomverschiebungen wie Lippen- und Zungensaugen oder Nägelkauen hervorrufen.
Gibt es unterstützende Mittel zum Abgewöhnen des Lutschens?
Reflexunterbrecher
Vertretbar ist die Applikation von "chemischen Reflexunterbrechern" wie DAUMEXOL. Dieser Bitterstoff sollte aber nicht ohne vorbereitetes Gespräch auf den Lutschfinger des Kindes aufgebracht werden. Am besten ist es, wenn das Kind das Präparat selbst auftragen darf.
Das Gesicht auf dem Lutschfinger
Prof. Sander (Ulm) und Mitarbeiter publizierten eine viel beachtete psychologisch gestützte Methode: das Aufmalen eines Gesichtes auf den Lutschfinger. Dieser kleine "Spielkamerad" würde in der dunklen Mundhöhle wieder verschwinden, wenn an dem betreffenden Finger gelutscht wird.
Der Anti-Lutschkalender
Hilfreich im Zusammenhang mit allen anderen Methoden ist der "Anti-Lutschkalender". Die Kinder malen die Tage, an denen sie auf das Lutschen verzichtet haben, mit einer Sonne aus und an den Tagen, an denen gelutscht wurde, wird eine Regenwolke gemalt. Der Anti-Lutschkalender kann bei uns oben heruntergeladen werden.
Beruhigungssauger, weniger empfehlenswert!
Mit einem "Beruhigungssauger" das Daumenlutschen zu verhindern, ist bestenfalls in den ersten Lebenswochen vertretbar. Das Ziel muss aber sein, diesen im 2. Lebensjahr wieder loslassen zu können.
Behandlung im Milchgebiss - Was Sie tun können:
Schon im Milchgebiss können Zahnfehlstellungen durch präventive Maßnahmen vorgebeugt werden. Oft wird dadurch die Übertragung von Fehlstellungen auf die bleibenden Zähne verhindert.
Aufklärung Ihrer Kinder
Der Anti-Lutschkalender
Die Mundvorhofplatte
Ein Positionstrainer
Schnuller oder Daumen?
Diese Frage stellt sich schon nach der Geburt ihres Kindes, da der Saugreflex angeboren und für den Säugling lebenswichtig ist. Beide sind jedoch Fremdkörper im Mund und deformieren bei dauerhaftem Gebrauch die Zahnreihen und die Kieferform.